Primäres
Ziel dieses Forschungsgebietes ist es, die physikalischen
Grundlagenkenntnisse der mechanischen Schwingungs- und Wellentheorie
beim Entwurf von Wandlern zur Schallerzeugung und zum Schallempfang
anzu- wenden.
Das
interessierende Wandlerspektrum erstreckt sich dabei vom
Tiefstfrequenzwandler, der in der Seismik und in passiven Sonaren
eingesetzt wird, bis hin zum Ultraschallwandler, der Anwendung in
akustischen Abbildungs- systemen der medizinischen Diagnostik, der
bildgebenden Sonartechnik sowie der zerstörungsfreien Materialprüfung
findet.
Mit dem Einsatz immer ausgefeilterer
Messdatenanalyseverfahren steigen die Anforderungen an den
Informations- inhalt der Messsignale und damit an das
Übertragungsverhalten zukünftiger Schallwandler insbesondere
hinsichtlich ihrer Bandbreite. Das Design derartiger Schallwandler
erfordert komplexe Simulationswerkzeuge auf Basis der Finiten Elemente
Methode (FEM).
Aus diesem Grund konzentrieren
sich die Forschungsaktivitäten im Bereich der Sensorik auf die
Anpassung und Anwendung kommerziell verfügbarer FEM-Werkzeuge für den
Entwurf elektroakustischer Wandlern hoher Güte und Bandbreite sowie die
Optimierung des Aufbaus von Wandlergruppen hinsichtlich des
Wechselwirkungsverhaltens benachbarter Wandler und der akustischen
Ankopplung der Schallwandler an das Ausbreitungsmedium.
Entwurf
hydroakustischer Sensorgruppen (Antennen)
Unter
einer Sensorgruppe (Antenne) wird eine geometrische Anordnung von
Einzelwandlern verstanden. Durch eine spezielle Verarbeitung der
einzelnen Wandlersignale (Beamforming) gelingt es, nur noch Signale von
den Schall- quellen zu empfangen, deren Schallwellen aus Richtungen auf
die Sensorgruppe einfallen, die innerhalb eines vor- definierten
Raumwinkelbereiches liegen (Raumfilterung).
Anwendungsbereiche
des Beamforming sind Sensorgruppen in der Radar- und Sonartechnik sowie
in der seismi- schen Exploration und der mobilen Kommunikation. Die
Raumfilterwirkung des Beamforming hängt vom Aufbau der Sensorgruppe,
d.h. von der Anzahl und der geometrischen Anordnung der Wandler ab.
Die
Aufgabe des Entwurfs von 1D, 2D und 3D Antennen besteht nun darin eine
Wandleranordnung zu bestimmen, die mit der geringsten Anzahl von
Wandlern bzw. durch optimierte Amplituden- und Phasenstaffelung der
Einzel- wandler die geforderte Empfangs- bzw. Senderichtwirkung
(Beampattern) liefert.
Da diese Klasse von
Optimierungsproblemen mit den bekannten und insbesondere mit den
ableitungsbasierten Ver- fahren, z. B. der Gradienten- und
Newton-Raphson-Methode, nur unbefriedigend (Konvergenzeigenschaften)
oder gar nicht (Differenzierbarkeitsanforderungen) gelöst werden kann,
sind alternative Optimierungsverfahren zu ent- wickeln.
Forschungsziele
sind deshalb die Erarbeitung neuer und die Anwendung robuster
Optimierungsalgorithmen für den Antennenentwurf. Als vielversprechende
Optimierungsstrategien werden dabei der aus der Evolutionstheorie
hervor- gegangene genetische Algorithmus sowie das aus der
Festkörperphysik abgeleitete Simulated Annealing Verfahren angesehen.
Die
Sensorsignale akustischer Abbildungssysteme können eine Dynamik größer
160 dB aufweisen. Mit verfügbaren Analog-Digital-Wandlern (ADW) ist
aber nur ein Dynamikbereich von maximal 120 dB realisierbar. Um die
Sensor- signale dennoch unverfälscht abtasten und digitalisieren zu
können, ist eine optimale Aussteuerung der ADW mit Hilfe einer
signalabhängigen Verstärkungssteuerung notwendig.
Hydroakustische
Sensorsysteme verwenden zu diesem Zweck eine sogenannte
Automatic-Gain-Control (AGC). Hierbei wird die Verstärkung in
Abhängigkeit von der geschätzten momentanen Signalleistung geregelt.
Die Regel- geschwindigkeit wird dabei im wesentlichen von der
Integrationszeit für die Leistungsschätzung bestimmt. Während große
Integrationszeiten zu einem zu trägen und damit unangepassten
Regelverhalten führen, können durch zu geringe Integrationszeiten
wesentliche Signalbestandteile herausgeregelt werden.
Eine
Alternative zur AGC stellt der Einsatz einer Time-Variable-Gain (TVG)
dar. Bei einer TVG wird während eines jeden Messzyklus eine fest
vorgegebene Verstärkerkennlinie durchlaufen. Damit man den Änderungen
der Schall- ausbreitungsbedingungen adäquat folgen kann, sollte
zusätzlich noch eine Adaption der Kennlinie von Messzyklus zu
Messzyklus möglich sein. In diesem verallgemeinerten Fall spricht man
dann auch von einer Adaptive-Time- Variable-Gain (ATVG).
Aufbauend
auf die in der Lehre vermittelten Grundlagen zur Digitalisierung
analoger Signale werden im Rahmen der Forschung spezielle Themen zur
Optimierung der aus Vorverstärker, AGC bzw. ATVG, Mischer,
Anti-Aliasing- und Pre-Whitening-Filter sowie ADW bestehende
Signalvorverarbeitungskette bearbeitet.